Wildschweine in der Kulturlandschaft

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Wussten Sie, ...
... dass das Wildschwein der Vorfahre unserer Hausschweine ist?

Im Kerpener Bruch gehören Wildschweine zu den häufigsten großen Wildtieren. Sie sind dämmerungs- und nachtaktiv und nur selten direkt zu beobachten. Die sehr gesellig lebenden Wildschweine sind Allesfresser. In Mastjahren mit vielen Eicheln oder Bucheckern sind diese Früchte ihre Hauptnahrung. Sie fressen aber auch Wurzeln und Knollen, Regenwürmer, Käferlarven und andere Bodenbewohner, gelegentlich und wenn erreichbar auch Mäuse, Frösche, Jungvögel, Schlangen und Blindschleichen. Von ihren Einständen im Unterholz des Waldes aus unternehmen sie bei der Nahrungssuche auch Ausflüge in benachbarte landwirtschaftliche Nutzflächen und können dabei erhebliche Schäden anrichten, sei es, dass sie direkt Ackerfrüchte (z.B. Mais, Kartoffeln) fressen, oder dass sie Grünland auf der Suche nach Regenwürmern und Käferlarven so durchwühlen, dass eine Wiese nicht mehr maschinell gemäht werden kann, ohne dass Erde ins das Heu gelangt. Letzteres Problem besteht auch auf den Wiesen im Umfeld des Kerpener Bruchs.
Gelangt zu viel Erde ins Heu, kann man es nicht mehr nutzen, weil es zu Krankheiten bei den Nutztieren (z.B. Pferden, Rindern) führt. Auf den aufgerissenen Boden können sich zudem im Grünland unerwünschte Pflanzen (z.B. Breitblättriger Ampfer, Disteln) ausbreiten.
Aus diesen Gründen sind die zuständigen Jäger gehalten, den Wildschweinbestand niedrig zu halten oder mit Hilfe von Zäunen Äcker und Wiesen zu schützen. Andernfalls muss dem Landwirt eine Entschädigung gezahlt werden. Allerdings können sehr hohe Wildschweinschäden auch dazu führen, dass die Nutzung von Wiesenflächen aufgegeben wird.
Wildschweine sind sehr anpassungsfähig und haben ein weites Verbreitungsgebiet, das fast den gesamten Bereich Eurasiens bis nach Südostasien umfasst. Sie fehlen nur in ausgesprochen trockenen oder kalten Regionen. Noch vor ca. 50 Jahren waren die Wildschweinbestände in Deutschland deutlich geringer als heute. In vielen Gebieten gab es gar keine mehr. Gemessen an der Zahl geschossener Tiere hat sich ihr Bestand seither mehr als verzehnfacht (Jagdstrecke im Jahr 1950: 50.000 Stück, im Jahr 2010: 530.000 Stück). Im Rhein-Erft-Kreis wurden seit dem Jahr 2000 im Mittel ca. 0,5-1 Wildschwein je km² und Jahr geschossen. Als Gründe für diese starke Zunahme werden mildere Winter, verbunden mit einer Zunahme der Mastjahre bei Buche und Eiche sowie eine Intensivierung der Landwirtschaft vermutet. Das Wildschwein gehört damit eventuell zu den Gewinnern des Klimawandels.