Vom Hochwasserschutz und einem Aquädukt

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Aus wasserwirtschaftlicher Sicht dient der Kerpener Bruch vor allem dem Hochwasserschutz. Der Uferwall ist hier teilweise abgesenkt, sodass bei Hochwasser ein Großteil des Wassers in den Wald geleitet werden kann und dort versickert. Dies ist möglich, da das Grundwasser in diesem Bereich aufgrund der Bergbauaktivitäten im Braunkohletagebau Hambach großflächig abgesenkt worden ist. Ergebnis ist eine erhebliche Entlastung, auch für die flussabwärts gelegenen Städte. Wenn in etwa 100 Jahren – nach dem Ende des Tagebaus – der Grundwasserstand wieder auf sein ursprüngliches Niveau steigt, entfällt das „unterirdische Hochwasserrückhaltebecken“. Die Überschwemmungsgebiete werden dann mehr Platz einnehmen als heute.

Daher kann man auf technische Einrichtungen zum Hochwasserschutz nicht verzichten. Neben dem hier zu sehenden Segmentwehr in der Erft zählen dazu die Überlaufschwelle mit anschließendem Tosbecken sowie die Schütztafelwehre jenseits der Landstraße L163. Diese liegen in unmittelbarer Nähe des Hochwasserrückhaltebeckens Kerpen-Mödrath. Kommt es zum Hochwasser, so werden die im Flutkanal verbliebenen Wassermengen bis zum Wehr geführt und dort angestaut, um die angrenzenden Wiesen – sowie in einem zweiten Schritt auch die Flächen jenseits der Landstraße – zu fluten. Erst bei weiterem Ansteigen der Hochwasserwelle wird durch Öffnen der Wehranlage das Hochwasserrückhaltebecken mit einem Volumen von etwa 1,7 Millionen Kubikmeter Wasser in Anspruch genommen.

Die Kombination aus technischen Einrichtungen und Überschwemmungsgebieten bildet einen effektiven Beitrag zum Hochwasserschutz der an der Erft gelegenen Kommunen Kerpen, Bergheim, Bedburg und Grevenbroich bis hin nach Neuss. Sie bedingt zugleich, dass die ausgewiesenen Überschwemmungsgebiete von jeglicher Bebauung frei gehalten werden.

Auch eine historische Besonderheit ist an dieser Stelle zu finden: das Aquädukt. Hier kreuzt seit mehr als 150 Jahren die links aus dem Kerpener Bruch kommende Kleine Erft den künstlich angelegten Flutkanal. Ab hier verläuft sie dann rechts vom Flutkanal.

Bis zur Vereinigung der beiden Teilflüsse in Bergheim hat die Kleine Erft einige weitere Aquädukte zu über- und unterqueren. Bei Burg Mödrath überquert sie den "Türnicher Mühlengraben", bei Götzenkirchen und Horrem kreuzt sie zweimal den "Kölner Randkanal", bei Schloss Frens den "Fischbachgraben".