Grünland - mehr als nur Gras
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Wussten Sie, ...
... dass Wiesen und Weiden bei uns erst durch den Menschen entstanden sind?
Wiesen und Weiden sind vom Menschen für die Grasgewinnung genutzte Flächen, die – eine naturverträgliche Bewirtschaftung vorausgesetzt – einer hohen Zahl von gefährdeten Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bieten können. Bis in die 1950er Jahre waren auch die Wiesen und Weiden in der Gymnicher Erftaue noch blumenbunt und belebt von einer Vielzahl hier heute seltener Schmetterlinge und anderer Insekten. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft wurde das Grünland danach aber durch zwei Entwicklungen verändert: Zum einen wurden viele Grünlandstandorte durch Absenkung des Grundwasserspiegels ackerfähig gemacht, zum anderen verdrängte die zunehmende Stickstoff-Düngung auf den verbliebenen Wiesen viele der typischen, bunt blühenden Kräuter wie Flockenblume, Margarite, Storchschnabel und Pippau. Bis 1980 hatte die Erftaue über 80 % des im 19. Jahrhundert vorhandenen Grünlands verloren.
In Zusammenarbeit von Naturschutz und Landwirtschaft - im sogenannten Vertragsnaturschutz - versuchen wir heute wieder, diesem Trend entgegen zu wirken und durch Nährstoffentzug, angepasste Nutzung und Ausbringung von Saatgut gefährdeter Pflanzenarten blumenbunte Wiesen und Weiden zu erhalten und wieder herzustellen. Die vor Ihnen liegende Fläche gehört dazu.
Für den Ertragsausfall aufgrund der naturschutzgerechten Nutzung bekommt der Landwirt eine finanzielle Entschädigung. Das Heu kann und soll er ganz normal nutzen, denn nur durch Mahd oder Beweidung lässt sich die typische Artengemeinschaft erhalten. In Zusammenarbeit mit der Biologischen Station Bonn / Rhein-Erft säen wir außerdem in artenarmen Wiesenflächen seltene und früher hier vorkommende Kräuter wieder aus. Dazu wird meist in kleinen Quadraten der Boden bearbeitet und eine Saatmischung regionaler Herkunft aus 15-30 krautigen typischen Pflanzenarten eingebracht. Aus diesen Quadraten sollen sich die Kräuter wieder in die ganze Fläche ausbreiten.