Ein Auwald auf dem Trockenen – der Kerpener Bruch
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Wussten Sie, ...
... dass es in Deutschland fast keine intakten Auenwälder mehr gibt?
Als Auen werden die potentiellen Überflutungsbereiche der Flüsse bezeichnet. Von Natur aus waren sie vor der Besiedlung durch den Menschen von Wald bestanden. Je nach Abflussregime, Größe des Flusses und Entfernung zum Wasser werden sie als Weichholzaue- (mit den Weichhölzern Weide und Pappel) oder Hartholzauewald – wie hier im Kerpener Bruch - bezeichnet. In Mitteleuropa sind typische Hartholzauewälder fast vollständig in Acker oder Grünland umgewandelt oder bebaut worden. Bundesweit gibt es nur noch ca. 6.000 ha intakte Auewälder, die von Hochwässern überflutet werden können. Das sind weniger als 1 % der ursprünglichen Vorkommen. Die meisten flussnahen Wälder – wie auch die ehemaligen Hartholzauewälder Kerpener Bruch und Parrig – werden heute nicht mehr überflutet, und ihre Lebensgemeinschaften haben sich so stark verändert, dass sie Stück für Stück ihren typischen Charakter verloren haben. Vor dem Bau des Erftflutkanals Mitte des 19. Jahrhunderts waren Hochwässer auch an der Erft die Regel. Zum Teil standen die Wälder dann mehrere Wochen lang unter Wasser. Durch die zahlreichen Mühlenstauwehre wurden diese Hochwässer durch den Menschen sogar noch verstärkt. Nur angepasste Arten – bei den Baumarten z.B. Flatterulme, Stieleiche und Eschen, nicht aber die außerhalb der Auen dominanten Buchen – können sich an solchen Standorten halten. Typisch für Auewälder sind auch Lianen wie Waldrebe und Hopfen. Auch einige krautige Pflanzen sind an diese Bedingungen angepasst z.B. die Behaarte Karde, die Kratzbeere und die Wilde Johannisbeere.
Heute ist die Erft ein „zahmes“ Gewässer ohne nennenswerte Hochwasserdynamik. Sümpfungswässer aus den nahen Braunkohletagebauen bestimmt in weiten Teilen ihre Abflussmenge. Bedingt durch die weiträumige Grundwasserabsenkung sind die Wälder heute quasi trocken gelegt, was sich auch in der Massenentwicklung bestimmter Pflanzenarten wie z.B. der Brennnessel zeigt.
Durch Renaturierung von Abschnitten der Erft und einer (teilweisen) Wiederanhebung des Grundwasserspiegels nach dem Ende des Braunkohlentagebaus können zumindest in Teilen von Kerpener Bruch und Parrig vielleicht in den nächsten Jahrzehnten wieder aueähnliche Bedingungen entwickelt werden.